Wahrheit

Wann gilt eine Idee als wahr?

Das ist eine der Fragen, die in der Regel aus der bewussten Betrachtung herausgenommen werden.

Ich unterscheide folgende Wahrheitsbegriffe:

  1. Wahr ist, was "wissenschaftlich bewiesen" wurde.
  2. Wahr ist, was praktisch funktioniert und die Probleme des Menschen tatsächlich und wirksam löst.
  3. Wahr ist, was mit den Grundideen der Weltsicht übereinstimmt.
  4. Wahr ist, was mit der Realität übereinstimmt.

Wahrheitsbegriff Nr. 4 ist eigentlich der "ideale Wahrheitsbegriff". Allerdings ist er für den Menschen praktisch nicht realisierbar,

Es gibt also drei einschränkende Faktoren für eine direkte Bezugnahme auf die Realität:

  1. Die Wahrnehmung des Menschen als solche ist begrenzt.
  2. Die Weltsicht verzerrt die Wahrnehmung.
  3. Die Weltsicht lenkt die Auswertung der Wahrnehmung in Richtung ihrer Grundideen.

Das führt uns zu Wahrheitsbegriff Nr. 3: "Wahr ist, was mit den Grundideen der Weltsicht übereinstimmt." Das ist dort kein Problem, wo die Grundideen auf die Realität anwendbar sind. Aber da, wo das nicht der Fall ist, werden Dinge für wahr gehalten, die mit den Grundideen der Weltsicht übereinstimmen, aber nicht mit der Realität.

Ich selbst beziehe mich mit diesem Buch und dem Erkenntnisprozess auf Wahrheitsbegriff Nr. 2: "Wahr ist, was praktisch funktioniert und die Probleme des Menschen tatsächlich und wirksam löst." Wenn man das Verhalten der Welt erkannt hat, dann kann man dieses Wissen zu seinem Nutzen einsetzen, auch wenn man für Entstehung und Hintergrund dieses Verhaltens keine Erklärung hat. Mit anderen Worten: Wer Erkenntnisprozess und Evolutionsprinzip nicht positiv für das eigene Leben nutzt, nur weil wir ihre Entstehung und ihren Hintergrund nicht erklären können, der ist selbst schuld (und wird wohl bis zum Ende seines Lebens vergeblich darauf warten, dass die Wissenschaft seine Probleme löst).

nächstes Kapitel: Illusionen (Begriffe)