Grenzen

Kurze Rekapitulation:

Aber es gibt in der Psyche auch Verknüpfungen von Verhalten und Situation, die mit negativen Zukunftsprojektionen verbunden sind. Das sind die Verhaltensweisen, die NICHT gewählt werden sollten. Das heißt, die Weltsicht begrenzt das Verhalten. Es gibt Verhalten, das IN der Weltsicht liegt (das darf man, positive Zukunftsprojektion) und es gibt Verhalten, das AUßERHALB der Weltsicht liegt (das darf oder soll man NICHT, negative Zukunftsprojektion).

Wenn im Erkenntnisprozess die Psyche gezielt in eine Situation geführt wird, die mit einer negativen Zukunftsprojektion verbunden ist, dann bedeutet das, mit dem Verhalten die Grenzen der Weltsicht gezielt und mit voller Absicht und in voller Bewusstheit zu überschreiten.

Ich hatte bereits erwähnt, dass die negativen Zukunftsprojektionen, mit denen man in einer bestimmten Phase des Erkenntnisprozesses konfrontiert wird, eine wichtige Schutzfunktion der Psyche darstellen: Die Psyche begrenzt das Verhalten, um den Menschen vor Schaden zu bewahren. Denn die Weltsicht bildet die Realität ab. Demzufolge bilden die Grenzen der Weltsicht die Grenzen der Realität ab. Und die Grenzen der Realität dürfen auf keinen Fall überschritten werden, weil das einen mehr oder weniger großen Schaden bedeutet würde. Im schlimmsten Fall bedeutet es den Tod oder irreversible Verletzungen.

Warum werden dann im Erkenntnisprozess gezielt die Grenzen der Weltsicht überschritten?

Weil Weltsicht und Realität eben nicht deckungsgleich sind. Es gibt 3 Fälle zu unterscheiden:

  1. Die Weltsicht stimmt mit der Realität überein. Die Grenzen der Weltsicht sind auch Grenzen der Realität. Sie dürfen nicht überschritten werden.
  2. Die Weltsicht bildet eine Grenze ab, die es in der Realität nicht gibt. Die Weltsicht verbindet ein Verhalten mit einer negativen Zukunftsprojektion, das in der Realität nicht zu einer negativen Entwicklung führen würde. Das Verhalten wird von der Weltsicht unnötigerweise eingeschränkt.
  3. Die Weltsicht bildet Grenzen NICHT ab, die es in der Realität aber gibt. Das sind Verhaltensweisen, mit denen man sich ganz real schadet, ohne es aber zu wissen, weil die Weltsicht keine negativen Projektionen mit solchem Verhalten verbindet.

Der Erkenntnisprozess löst sowohl 2. als auch 3. auf:

In der Praxis bedeuten die Fälle 2 und 3 nicht unbedingt "komplett falsch abgebildete Grenzen", sondern in der Regel eher "verschobene oder falsch positionierte Grenzen".

nächstes Kapitel: Erkenntnisprozess (Begriffserklärung) (Begriffe)